Das Heilig-Geist-Viertel (II)
Wie schon beschrieben erhielt das HeiligGeistViertel seinen Namen vom ursprünglichen seit dem
Mittelalter existierenden Heilig-Geist-Spital. Es befand sich auf der westlichen Seite der Spandauer
Straße unweit des heute nicht mehr existierenden Spandauer Tores und diente der Alten- und
Krankenpflege. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Spital zerstört; übrig blieb im 20. Jahrhundert nur
die Kapelle. Dieses kleine Gotteshaus gilt als eines der ältesten erhaltenen Gebäude Berlins.
Ursprünglich war es die Kapelle des Heilg-Geist-Spitals,
eines der drei mittelalterlichen Hospitäler Berlins. Die hier
sichtbare (östliche) Giebelfront ist aus Backsteinmauerwerk
errichtet, das sich über einem Feldsteinsockel erhebt. Nach
mehreren Sanierungen dient der Innenraum heute als
Festsaal der Humboldt-Universität.
In der Spandauer Straße 13/14. befand sich vis-a-vis des Kaufhaus Israel das sogenannte Hofpost-
amt. 1816 war das Postamt, das ursprünglich im Berliner Schloss und dann an der Langen Brücke
angesiedelt war, auf das große Grundstück in der Spandauer und Königstraße übergesiedelt. Der
etwa 12.000 m² große Komplex bestand zunächst aus mehreren vereinzelten Gebäuden, die nach-
einander von der Post aufgekauft wurden. 1882 dehnte er sich auf das gesamte Areal zwischen der
Spandauer, Königs-, Heilig-Geist- und der Kleinen Poststraße aus. Heute kann man sich das
Gebäude etwa im östlichen Viertel des Marx-Engels-Forums denken. Es war Mittelpunkt des posta-
lischen Geldverkehrs der Reichshauptstadt Berlin. Den Zweiten Weltkrieg überstand es beschädigt,
blieb aber noch weiterhin in Betrieb. Um 1960, wurde das Gebäude dann wegen kriegsbedingter
Beschädigungen abgerissen.
Damit sind wir wieder in der Gegenwart angelangt. Bevor man beginnt, das zentrale Areal des
ehemaligen arien- und Heilig-Geist-Viertels wieder zu reurbanisieren, unzählige
Podiumsdiskussionen zu veranstalten sowie Gestaltungs- und Realisierungs-Wettbewerbe
durchzuführen, sollte man sich, so meinen wir, erst einmal mit der über sieben Jahrhunderte
währenden Geschichte des Ortes auseinandersetzen.
Als erste Orientierung könnte hierfür ein von uns erstellter Plan dienen, der die Überlappung der
jetzigen stadträumlichen Situation mit dem Vorkriegsstraßengrundriß um 1933 zeigt. Wichtig war
uns erst einmal, auf den jetzigen Zustand wieder den Verlauf der ehemaligen Straßen und Parzellen
zu legen, damit man sich besser zurechtfindet (dunkelgrün). Die blassen Konturen darunter stellen
die Konturen des Freiraum-Areals zwischen Marienkirche und Rathaus dar, also die diversen
Hochbeete, das Muster des immer noch unter Denkmalschutz stehenden Pflasters. Im Bereich des
Marx-Engels-Forum handelt es sich noch um die Konturen der Parkanlage, die momentan allerdings
wegen der noch Jahre dauernden Bauarbeiten kaum noch auszumachen sind.
Hier ein letztes Bild von der historischen Mitte, wie sie vor dem Schloss-Neubau ausschaute. Jeder
Interessierte, der sich für Berlin und seine Geschichte interessiert, ist aufgerufen, mit zu ent-
scheiden, wie sie in einigen Jahren aussehen wird.
Anregungen und ergänzende Fotos aller Art – etwa von Beispielen gelungener
Wiederaufbauvorhaben in anderen Städten – sind herzlich willkommen!
Heilig-Geist-Kapelle, 1910.
Heilig-Geist-Kapelle,
Die Kreuzung Spandauer Straße/Karl-Liebknecht Straße heute. Die Anlage der Kaiser-Wilhelm-Straße im 19.
Jahrhundert und die nochmalige Verbreiterung der heutigen Karl-Liebknecht-Straße zu DDR-Zeiten haben viele
Häuser der Spandauer Straße verschwinden lassen.